Klinisch-histopathologischer Atlas

Diagnose:

Morbus Grover

Kommentar:

Der klinische Befund war für einen Morbus Grover durchaus typisch: multiple kleine Papeln mit aufgelagerter Kruste am Stamm eines älteren Mannes. Der Morbus Grover ist bei Männern dreimal so häufig wie bei Frauen und beginnt in Form von Papeln und Papulovesikeln am Stamm, von wo aus er sich auf die proximalen Extremitätenabschnitte ausbreiten kann. Im vorliegenden Fall stellte sich der Patient mit seiner Ehefrau vor, die zeitgleich an einer Scabies litt, so dass auch seine eigenen Hautveränderungen trotz der Lokalisation am Stamm zunächst als Scabies eingeordnet und behandelt wurden. Neben der Anamnese ließen auch angedeutet strichförmige Läsionen an Milbengänge einer Scabies denken, die jedoch durch benachbarte Effloreszenzen nur vorgetäuscht wurden.

Nachdem die Hautveränderungen des Patienten im Unterschied zu seiner Frau trotz Permethrin-Therapie fortbestanden, wurde die Diagnose histopathologisch überprüft. Dabei fand sich eine oberflächliche Dermatitis mit Beteiligung eosinophiler Granulozyten und aufgelagerter Kruste. Ganz fokal war unterhalb der Kruste eine Akantholyse nachweisbar, jedoch fanden sich keine assoziierten Dyskeratosen und damit nicht das Vollbild der fokalen akantholytischen Dyskeratose, wie es nicht nur für den Morbus Darier, sondern auch für den Morbus Grover typisch ist.

Seitlich der Kruste fand sich eine subkorneale Akantholyse, wie sie auch beim Pemphigus foliaceus vorkommt. Auch dies ist eine der unterschiedlichen histopathologischen Manifestationen des Morbus Grover, der neben einem Morbus Darier auch einen Morbus Hailey-Hailey, einen Pemphigus vulgaris und einen Pemphigus foliaceus simulieren kann. Im vorliegenden Fall dominierte ein Pemphigus-foliaceus-ähnliches Bild, doch die benachbarte angedeutete Akantholyse in der unteren Epidermis sprach für einen Morbus Grover. Nach klinisch-histopathologischer Korrelation blieb an dieser Diagnose kein Zweifel.

Die Ursache des Morbus Grover ist unbekannt. Als exazerbierende Faktoren werden Lichtexposition und Hitze bzw. Schwitzen genannt. Eine Assoziation mit malignen Neoplasien wurde beschrieben, ist jedoch am ehesten Folge des meist fortgeschrittenen Alters der Patienten. Wie die ursprüngliche Bezeichnung „transiente akantholytische Dermatose“ andeutet, sind die Hautveränderungen meist selbstlimitiert und heilen nach Wochen oder Monaten spontan ab, wobei Ausprägung und Dauer des Krankheitsbildes mit zunehmendem Alter der Patienten stärker werden. Im vorliegenden Fall bestanden die Hautveränderungen über einige Monate hinweg. Nach Diagnosestellung heilten sie innerhalb von 10 Tagen unter Lokaltherapie mit einer steroidhaltigen Creme vollständig ab.

Literatur:

Parson JM. Transient acantholytic dermatosis (Grover’s disease): a global perspective. J Am Acad Dermatol 1996; 35: 653-666

Gantz M, Butler D, Goldberg M et al. Atypical features and systemic associations in extensive cases of Grover’s disease: a systematic review. J Am Acad Dermatol 2017; 77: 952-957.