Morbus Bowen – vorgetäuschte Randbildung durch Zerfall des Nachexzidates im Narbenbereich

Maligne Tumore sollten vollständig entfernt werden. Zur Sicherstellung der Vollständigkeit der Exzision werden die Schnittränder histopathologisch auf Tumorresiduen überprüft. Dabei ist die Feststellung wichtig, ob es sich tatsächlich um echte Schnittränder handelt oder ob diese nur vorgetäuscht werden, zum Beispiel durch Ausriss eines Gewebeanteils bei der Gewebeaufbereitung oder durch Schräganschnitt, der an der Vorderseite einer Gewebescheibe und nicht am wirklichen Schnittrand endet. Um solche Artefakte erkennen zu können, werden die echten Schnittränder vor der Weiterverarbeitung im Labor mit Gewebefarben markiert. Finden sich Tumorresiduen an einem farbig markierten Rand, ist von einer tatsächlichen Randbildung des Tumors auszugehen.

Bei Nachexzidaten können Probleme auftreten, wenn die Narbe der Vorbiopsie aufreißt und das Gewebe zerfällt. Besonders häufig ist dies bei kleinen und flachen Nachexzidaten der Fall, bei denen die Narbe der Vorbiopsie fast die gesamte Länge des Exzidates einnimmt und an den tiefen Schnittrand reicht. Zerfällt das Gewebe bereits während der Operation, kann der Chirurg die Gewebeanteile kennzeichnen, sodass die echten Schnittränder erkennbar bleiben. Zerfällt das Gewebe beim Zuschnitt im Labor, kann auch dann noch eine Kennzeichnung erfolgen. Zerfällt es jedoch erst während der Weiterverarbeitung, bei der Entwässerung oder beim Gießen des Paraffinblockes, bleibt dies oft unbemerkt, und trotz vollständiger Exzision wird ein Tumorrest im Bereich der Narbe dann leicht als Tumor am Rande des Nachexzidates fehlinterpretiert. Die Farbe, die beim Zuschnitt des Gewebes zur Markierung der Schnittränder eingesetzt wird, kann auch in die dehiszente Narbe eindringen und verstärkt dann den Eindruck, dass es sich bei Tumorresten im Narbenbereich um eine echte Randbildung handelt. Dies ist vor allem der Fall, wenn die Narbe in der Nähe eines Schnittrandes gelegen ist und das verbliebene Gewebestück mit dem Tumorrest einen recht großen Durchmesser aufweist, der nicht unmittelbar an einen Gewebezerfall denken lässt. In kleinen Nachexzidaten besteht daher die Gefahr eines Überdiagnostizierens von Tumorresiduen am Schnittrand. Im Falle einer Diskrepanz mit dem klinischen Eindruck kann die Rücksprache mit dem Histopathologen wichtig sein, um unnötige Nachexzisionen zu vermeiden.

Nachexzidat eines Morbus Bowen mit grün markierten Schnitträndern. Die exzentrisch gelegene Narbe ist aufgebrochen, und die Kontinuität wird nur durch eine schmale Gewebebrücke im Bereich der Subkutis aufrechterhalten. Bei einer kleineren Nachexzision hätte sich der kleine Randbereich vollständig abgelöst, und der Rand der Narbe würde als echter Schnittrand erscheinen.

Die grüne Farbmarkierung am tatsächlichen Rand des Biopsates.

Reste des Morbus Bowen: Die Epidermis ist hyperplastisch und wird von Tumorzellen mit großen, hyperchromatischen Kernen und prominenten Nucleoli diffus durchsetzt. Die Veränderungen sind diagnostisch für ein Carcinoma spinocellulare in situ.

Erwartungsgemäß finden sich Zeichen des Carcinoma in situ am Rande der Narbe der Vorbiopsie. Diese ist aufgebrochen und täuscht in diesem Bereich einen Schnittrand vor. Die zur Farbmarkierung der seitlichen Schnittränder verwendete grüne Farbe ist auch an dieser Stelle nachweisbar. Bei einem vollständigen Zerfall des Präparates während der Aufbereitung würde dies den Eindruck eines echten Schnittrandes verstärken.