Naecus sebaceus – fehlende Aussagekraft von Shave-Biopsaten

Der Naevus sebaceus ist ein Hamartom, also gemäß der Definition des Pathologen Eugen Albrecht, der diesen Begriff in die Literatur einführte, eine geschwulstartige Fehlbildung, die durch „eine abnorme Mischung der normalen Bildungsbestandteile des Organs“ gekennzeichnet ist. Die einzelnen Bestandteile des Naevus sebaceus sind im Wesentlichen regelrecht aufgebaut. Die Diagnose wird durch deren „abnorme Mischung“ ermöglicht, die in einem Biopsat zum Ausdruck kommen sollte. Bei Durchführung kleiner Stanzbiopsien ist dies nicht immer der Fall.

Noch weniger geeignet sind oberflächliche Shave-Biopsien, die in der Regel nur die verbreiterte, aufgefaltete Epidermis erfassen, nicht jedoch abnorme Talgdrüsen, unreife follikuläre Strukturen und ekkrine und apokrine Drüsen. Die Epidermisveränderungen, die sich in Shave-Biopsaten darstellen, mögen mit einem Naevus sebaceus vereinbar sein, passen jedoch auch zu anderen Läsionen, wie zum Beispiel seborrhoischen Keratosen. Zur Sicherung der Diagnose eines Naevus sebaceus ist daher eine Stanzbiopsie vorzuziehen, deren Durchmesser wenigstens 4 mm betragen sollte.

Großes Biopsat eines Naevus sebaceus. Es zeigt eine hyperplastische, papillomatös aufgefaltete Epidermis mit lockerer Orthohyperkeratose, vermehrte Talgdrüsenanschnitte mit unterschiedlich großen und unregelmäßig angeordneten Läppchen, oberflächlich gelegene Follikelkeime und erweiterte ekkrine und apokrine Drüsen. Die Veränderungen sind für den Naevus sebaceus diagnostisch.

Die Talgdrüsenläppchen des Naevus sebaceus unterscheiden sich stark in Größe und Anordnung. Sie stehen teilweise in direktem Kontakt zur hyperplastischen Epidermis. Ferner sieht man Follikelkeime.

In der Dermis finden sich Anschnitte erweiterter apokriner Drüsen.

Ausschnitt aus dem oberen Teil von Bild 1. Im Falle einer so oberflächlichen Shave-Biopsie wäre die Diagnose eines Naevus sebaceus nicht möglich gewesen. Die diagnostisch entscheidenden Veränderungen (unregelmäßige Talgdrüsen, Follikelkeime, erweiterte ekkrine und apokrine Drüsen) werden durch Shave-Biopsien oft nicht erfasst.