Lichen sclerosus – Problematik von Biopsien aus der Randzone
In Lehrbüchern wird manchmal darauf hingewiesen, dass man möglichst frische Läsionen biopsieren sollte. Nicht selten werden auch Biopsien aus den Randzonen von Läsionen gefordert, um frühe Entwicklungsstadien eines Prozesses darzustellen und dadurch den Pathomechanismus zu erfassen. Für manche Fragestellungen kann dies sinnvoll sein. Zum Beispiel ist bei bullösen Dermatosen der Mechanismus der Blasenbildung in der Randzone deutlicher erkennbar als im Zentrum, zumal bei Biopsien aus dem Zentrum die Blasendecke meist verloren geht. Biopsien aus der Randzone erlauben auch einen Vergleich von gesunder und betroffener Haut, was manchmal bei der Klärung von Pigmentstörungen hilfreich ist. In der Regel weisen jedoch nicht frühe, sondern voll entwickelte Läsionen die typischsten histopathologischen Veränderungen auf. In frühen Stadien sind diagnostisch wichtige Befunde oft noch nicht vorhanden; in späten haben sie sich oft bereits zurückgebildet. In der Regel sollte die Biopsie daher aus dem Zentrum einer Läsion erfolgen, die voll entwickelt und nicht durch Exkoriation oder andere Ereignisse sekundär verändert ist.
Biopsien aus der Randzone haben neben der Schwierigkeit der Beurteilung noch einen weiteren Nachteil. Wenn beim Zuschneiden des Präparates im Labor die Schnittrichtung nicht optimal gewählt wird, kann es sein, dass anstelle des pathologischen Prozesses auf dem Objektträger nur gesunde oder gering veränderte Haut zur Darstellung kommt. Das formalinfixierte Präparat lässt keine Farbnuancen mehr erkennen, so dass bei entzündlichen Dermatosen gesunde und betroffene Haut makroskopisch oft nicht zu unterscheiden sind. Eine falsche Schnittführung ist daher sehr leicht möglich. Bei Biopsien aus dem Zentrum einer Läsion tritt diese Schwierigkeit nicht auf. Sollte die Darstellung der Randzone im Einzelfall erforderlich sein, ist eine Spindelbiopsie am sinnvollsten, am besten mit genauen Angaben zur erforderlich Schnittführung.